Stand August 2023 – 243 Einwohner
Ersterwähnung:
Das genaue Jahr der Ersterwähnung ist nicht bekannt.
Namensgebung:
Der Ortsname “Roitzschjora” kommt in Sachsen nur ein Mal vor.
1466 | Roytzsch (wüste Mark) |
1599 | Roitzsch und Jora (große Sorge und kleine Sorge) |
1750 | Roitzsch und Jora |
1791 | Roitzsch oder Sorge |
1792,1884 | Röitzsch |
1817 | Jora, auch Kleine Sorge |
1822 | Roitzsch |
1892 | Roitzschjora |
Auszug aus dem Buch “Leben zwischen Kabine, Bockshain und Weinberg”:
Wegen der spät einsetzenden urkundlichen Überlieferung ist die Grundform unsicher, zumal es sich ursprünglich um zwei Orte handelte.
- Roitzsch liegt wahrscheinlich dem slaw. PN “Rogac” zu “rog” – Horn, Landzunge zugrunde also “Siedlund eines Rogac”. Der Ort war zeitweilig wüst und wurde wohl deshalb auch Große Sorge (1822) genannt.
- Ganz in der Nähe entstand viel später eine Ausbausiedlung, die Kleine Sorge. Sie ist identisch mit Jora. denkbar ist ”Goor” zum germ. Gora – Morast od. oben, höher gelegen, Berg. Daraus ergäbe sich “Siedlung auf Sumpfland”
Im Volksmund ist überliefet, dass durch das Hochwasser der Mulde oft Ackerland überschwemmt wurde und die Bewohner des Ortes bei Hochwasser Große Sorgen hatten.
So ist die Bezeichnung Sorge für die Orte Roitzsch und Jora sicher auch denkbar.
Geschichte
4000 – 2000 v.u.Z. | Feuersteinbeile |
1700 – 700 v.u.Z. | erste Besiedlungen im Gebiet unseres Ortes (durch Funde und Grabbeilagen belegt) |
200 – 1700 v.u.Z. | Eisen- und Bronzefund |
1200 – 1000 v.u.Z. | Topf |
1000 – 800 v.u.Z. | Lausitzer Kulturperiode |
400 – 200v.u.Z. | Frühlatene Zeit (nach Latene, einem Fundort in der Schweiz, benannter jüngerer Abschnitt der Eiszeit) ebenfalls mit Grabfunden |
700 bis in unsere Zeitrechnung | Latene Zeit Schmuck- und Waffenfunde |
10. Jh. | es beginnt nach der Völkerwanderung die erneute Besiedlung in unserem Gebiet |
1349/50 | Rodeschwicz |
1466 | Roitzsch wird in einem Schriftstück als “wüste Marken” bezeichnet und gleichzeitig wird der Wald bei Roitzsch erwähnt; zur Löbnitzer Kirchengemeinde gehörten die Einwohner von Roitzsch und Jora (12. Jahrhundert – Erwähnung einer Backsteinbasilika in Löbnitz) |
Ende des 15. Jh. bis Anfang des 16. Jh. | von den Einwohnern in Roitsch und Jora gesprochen, damals bereits als kleine und große Sorge benannt |
1560 | es wird erwähnt, dass von 13 gestorbenen Personen aus Löbnitz, Roitsch und Jora 12 Kinder unter 10 Jahren sind |
1595 | ein großer Brand auf der vorderen Sorge zerstört zehn Bauernhöfe und damit fast das ganze Dorf (drei Wittenberger; 1 Brandstifter überlebte die Folter nicht und wurde unter dem Löbnitzer Galgen verscharrt, 2 wurden am 27. Februar 1596 verbrannt) die Löbnitzer hatten eine eigene Gerichtsbarkeit |
1599 | stirbt Hans von Schönfeldt und das Erbe wird unter sieben Söhnen aufgeteilt, Sohn Hans erhält den Löbnitzer Hofteil mit Jora und Sohn Chrstoph erhält den Löbnitzer Schloßteil und Roitzsch |
ab dem 16. Jh. | gab es eine Ziegelscheune auf der Sorge, welche Steine für den eigenen Bedarf herstellt (aber sicherlich auch für den Verkauf) |
1632 | verheerende Pestperiode von Mai bis Dezember; in Löbnitz, Roitzsch und Jora starben 285 Menschen, das sind ¼ aller Einwohner |
1637 | schreibt Hans von Schönfeldt: “elf Halbhüfner von der Sorge von denen acht ausspannen könnten” (Hüfner ehemaliges Durchschnittsmaß für bäuerlichen Grundbesitz) |
1637 – 1642 | die große Sorge wird vom kaiserlichen Regiment gänzlich zerstört |
1642 | lagen beide Sorgen gänzlich wüst |
1661 | noch steht geschrieben: “unbewohnt, die Felder unbebaut, sogar mit dichtem Gehölz ist alles bewachsen” |
1706 | es werden alle Einwohner von Roitzsch im Steuerregister als Neuanbauer bezeichnet (8 Einwohner – Familien mussten keine Steuern zahlen, da sie noch keine sechs Jahre hier ansässig waren) |
1750 | Haushalte in Roitzsch 31 und Haushalte in Jora 18 |
1770 | gab es in Roitzsch zwölf Bauern mit je einer Drittelhufe (ca.. 2,7 ha) neunzehn Einwohner werden als Häusler bezeichnet, nur sechs von ihnen besaßen ein Stück schlechtes Feld |
1822 | Postortverzeichnis erwähnt Roitzsch und Große Sorge |
1830 | gibt es 72 Haushalte Roitzsch und Jora, davon waren 49 Landlose oder unter 2 ha Feld |
1836 | erstmals für Roitzsch und Jora ein gemeinsamer Gemeinderat |
1843 | Bockwindmühle in Roitzschjora erhält ihren heutigen Standort |
1846 | die Ernte war so schlecht, dass im Mai 1847 die Gemeinde Getreide kaufen musste um die Einwohner zu versorgen; Abtrennung der Schule von Roitzsch von Löbnitz |
1855 | musste ärmeren Gemeindemitgliedern von Roitzsch eine Ablösung gewährt werden |
1865 | 4 Silbergroschen Schulgeld monatlich für jedes Kind |
1867 | 49 Haushalte (von 72) mit unter 2 ha Landwirtschaftliche Fläche |
1875 | Ausstattung einer Schulstube in Roitzschjora ein Bericht sagt folgendes: “ Ferner hat die Schule keine Schulbänke, sondern nur 2 Tische mit je freistehenden Bänken ohne Lehne, auf welchen die Schüler so dicht gedrängt sitzen, dass gleichzeitig nicht die ganze Abteilung mit Schreiben in den Heften oder nur auf der Tafel beschäftigt werden. … Ferner fehlt von Lehrmittel ein Globus, eine Karte der Provinz Sachsen, ein Metermaß und ein Exemplar jedes eingeführten Schulbuches.” |
zweite Hälfte des 19. Jh. | deutlicher Rückgang der Einwohner obwohl mehr Geburten als Sterbefälle |
1911 | die FFW Roitzschjora erhält eine Handdruckspritze |
1925 | erste Busverbindung von Bad Düben nach Delitzsch, Mitte der 30er Jahre arbeiten 61,3 % hauptberuflich in der Landwirtschaft |
1928 | finden sog. Reichsjugendwettkämpfe auf dem Löbnitzer Sportplatz statt mit Teilnehmern auch aus Roitzschjora |
1930 | Einweihung der neuen Schule in Roitzschjora |
1932 | Ziegelöfen vorhanden |
1938 | Buslinie Löbnitz- Wolfen |
1945 | 318 Einwohner (Ende 1945 stieg die Einwohnerzahl auf 318 (von 300) durch Aufnahme von Heimatvertriebenen) |
1945 | 4 Neubauern- Stellen in Roitzschjora |
1948 | Eröffnung einer Gemeindebibliothek |
1950 | Jetzt werden die Klassen 5 bis 8 in Löbnitz unterrichtet, die Klassen 1 bis 4 verbleiben vorerst in Roitzschjora. |
1952 | wird auch die 1 – 4 Klasse der Schule Roitzschjora nach Löbnitz angeschlossen ; zwei Klassenzimmer befinden sich weiterhin in Roitzschjora und werden für den Unterricht genutzt |
1954 | am Morgen des 11.7. brach bei Roitzschjora der Muldedamm durch Hochwasser |
1958 | im Juli / August erfolgt die Gründung der LPG “Muldetal” Typ I mit 100 ha, der LPG “1. Mai” mit 60 ha sowie der LPG “Zufriedenheit” mit 120 ha Ackerfläche |
1972 | ist kein Schulunterricht mehr in Roitzschjora; am 28. Februar wird die neue 10 – Klassen – Schule in Löbnitz genutzt |
1973 | 1.Sep. Roitzschjora wird nach Löbnitz eingemeindet |
1969/71 | Bau einer Wasserleitung |
1971 | Bau der Gaststätte |
1972 | Bau der Post und eines Gemeindebüros |
1977 | erhält Roitzschjora (mit Löbnitz) Straßennamen und jedes Haus neue H.- Nummern (Hauptstr. usw. fallen weg) Alte H.- Nummerierung begannen bei Voigt mit Nr.1 bis in Richtung Löbnitz Schlegemilch- Richter; alle Seitenstraßen einbegriffen, dann wieder in Richtung Tiefensee bei Küster, Edith beginnend bis zum Haus Volk endend; Peterson/ Gasch Nr. 63 |